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CapriascaRegion

Tessiner Region, Bezirk Lugano. Die Capriasca bildet zusammen mit dem Val Colla und dem Valle del Vedeggio die 1977 errichtete Region Valli di Lugano. Sie liegt nördlich der Agglomeration Lugano zwischen den Bergen Bigorio und Caval Drossa (500-1000 m) und wird von der Capriasca, einem Zufluss des Cassarate, durchflossen. Heute besteht die Tendenz, den geografischen Begriff Capriasca auch auf eher im Tal des Cassarate oder im Val Colla gelegene Gemeinden auszudehnen.

In langobardischer Zeit besiedelt (befestigter burgus in Sala Capriasca), ist die Capriasca bereits 1078 erwähnt, als die Mailänder Adlige Contessa ihre Güter im Tal der Pfarrkirche Santo Stefano in Tesserete schenkte. Nach einer kurzen Zeit unter der politischen und wirtschaftlichen Vorherrschaft Mailands (1185-1196) kam die Pieve Capriasca unter die Kontrolle Comos, blieb jedoch kirchlich eine mailändische Enklave mit ambrosianischem Ritus. Von der Mutterkirche in Tesserete lösten sich als Pfarreien Ponte Capriasca (1455), Origlio (1583), Bidogno (1615) und Sala Capriasca (1933). Obwohl das Nebeneinander mehrerer Nachbarschaften bereits im 13. Jahrhundert nachgewiesen ist, hatte die Capriasca im Mittelalter eine einheitliche Ordnung: Die comunes plebis Criviasche (1078) besassen gemeinsam Alpen, Weiden, Maiensässe und Wälder, die nach eigenen Satzungen (1358, 1382) genutzt wurden, und waren in vier Squadre unterteilt. Ein Talrat bestand aus drei Vertretern jeder Squadra, denen ministrarii, canevarii und notarii zur Seite standen. Jeder Squadra stand ein consul maior vor. Diese einheitliche Verwaltung bestand auch unter der eidgenössischen Herrschaft weiter, unter der die Capriasca eine der vier Pieve der Landvogtei Lugano war.

Die Wirtschaft der Capriasca stützte sich traditionell auf Ackerbau und Weidewirtschaft. Die Einwohner ergänzten ihre Einkommen durch Einkünfte aus der saisonalen Emigration (vorwiegend im Baugewerbe). Die Eisenbahnlinie Lugano-Tesserete (1909) begünstigte in der mittleren und unteren Capriasca die Entwicklung des Tourismus. In den letzten Jahrzehnten ist Tesserete zum regionalen Dienstleistungszentrum im Einzugsbereich von Lugano geworden. Seit 1950 entvölkert sich die obere Capriasca wegen des Niedergangs der Landwirtschaft, während der mittlere und untere Teil des Tals infolge des Wachstums der Agglomeration Lugano einen Bevölkerungszuwachs verzeichnet (ca. 3000 Einwohner). Die Dörfer sind über die alten Grenzen hinaus gewachsen, der traditionelle Baustil ist am Verschwinden. Das Gemeineigentum an Alpen und Maiensässen kennzeichnet noch heute viele Gemeinden des Tals.

Quellen und Literatur

  • Schaefer, Sottocenere, 121 f., 207-212
  • S. Carlo Borromeo nella pieve Capriasca, 1970
  • G. Martella, Briciole di storia capriaschese, 1971
  • Valli di Lugano, hg. von F. Zappa, 1990
  • G. Vismara et al., Ticino medievale 1990, 161, 290, 295
  • S. Guzzi, Logiche della rivolta rurale, 1994, 447-490
Weblinks
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GND

Zitiervorschlag

Antonio Gili: "Capriasca (Region)", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 28.10.2010, übersetzt aus dem Italienischen. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008556/2010-10-28/, konsultiert am 29.03.2024.