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Heinzenberg

Burg und Herrschaft, Gerichtsgemeinde, 1851-2001 Teil des gleichnamigen Bezirks, seither des Bezirks Hinterrhein GR. Der Heinzenberg liegt auf der linken Talflanke des Hinterrheins zwischen der Viamala und der Talenge bei Rothenbrunnen und umfasst die Strassendörfer Cazis und Thusis am Rand der Talebene, die Haufendörfer Masein und Tartar am unteren Heinzenberg und Präz, Sarn sowie Portein am äusseren und Flerden und Urmein sowie die Streusiedlung Tschappina am inneren Heinzenberg 1380 ze Haintzenberg, romanisch Mantogna. Im Kreis Thusis 1803 2484 Einwohner; 1850 3109; 1900 3181; 1950 4400; 1990 5430; 2000 5571.

Jungsteinzeitliche Siedlungsfunde vor allem im Raum Cazis. Der römische Transitweg führte wahrscheinlich dem Heinzenberg entlang in die Viamala. Im churrätischen Reichsgutsurbar (um 843) erscheint der Heinzenberg als Teil des Ministeriums Tumiliasca. Das Kanonissenstift Cazis wurde ab dem 12. Jahrhundert mit seinen fünf Grosshöfen wichtigster Grundbesitzer im Heinzenberg. Im 14. Jahrhundert besiedelten deutschsprachige Walser das Gebiet von Tschappina. Die um 1200 errichtete Burg Heinzenberg bei Präz gab der linken Talseite den deutschen Namen. Sie diente den Freiherren von Vaz als landesherrlicher Sitz. Ihnen folgten 1338 die Grafen von Werdenberg-Sargans, 1383 die Freiherren von Rhäzüns. 1459 kam die Herrschaft Heinzenberg wieder an die Werdenberger, 1475 an den Bischof von Chur. Den Ammann für die Gerichtsgemeinden Heinzenberg (Flerden, Portein, Präz, Sarn, Urmein), Thusis (Nachbarschaften Thusis, Cazis, Masein, Tartar) und Tschappina bestimmte im 14. Jahrhundert der Territorialherr aus einem Dreiervorschlag. Ab 1475 hatte der bischöfliche Vogt in Fürstenau den Vorsitz in Kriminalsachen inne. Portein war Zentrum eines Personenverbandes von freien Bauern, welche die niedere Gerichtsbarkeit besassen, später aber in der Gerichtsgemeinde Heinzenberg aufgingen. 1709 erfolgte der Auskauf der bischöflichen Herrschaftsrechte. Im Oberen oder Grauen Bund bildeten die drei Gerichte mit Safien das Hochgericht Thusis. Kirchlich gehörte der Heinzenberg zu St. Johann auf Hohenrätien. 1505 diente das Gotteshaus St. Gallus in Portein als Pfarrkirche für das gesamte Gebiet. Ab ca. 1525 schlossen sich alle Gemeinden ausser Cazis und einer Minderheit in Tartar der Reformation an. Vom Ausbau des Viamalaweges 1473 profitierten Thusis, Cazis und Masein. Ab dem 18. Jahrhundert traten häufig Rutschungen im Gebiet des Wildbaches Nolla auf. Nach 1800 wurde in der Talebene Kulturland gewonnen. Mit dem Bau der neuen Strasse 1818-1823 erlebte der Transitverkehr einen Aufschwung; 1896 Rhätische Bahn bis Thusis, 1893-1904 Heinzenbergerstrassen. 2002 dominierten am oberen Heinzenberg Berglandwirtschaft und Tourismus, in Cazis und dem Regionalzentrum Thusis Handel und Gewerbe.

Quellen und Literatur

  • O.P. Clavadetscher, W. Meyer, Das Burgenbuch von Graubünden, 1984, 154-156
  • E. Camenisch, «Das Ringen der Gerichtsgem. Heinzenberg, Thusis und Tschappina um ihre polit. Unabhängigkeit, 1475-1709», in BM, 1948, 257-277
  • L. Schmid, Graubünden, 1971, 94 f.
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Zitiervorschlag

Jürg Simonett: "Heinzenberg", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 10.11.2010. Online: https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/008070/2010-11-10/, konsultiert am 28.03.2024.